Hochwasser 2013

Wie es zur Flutkatastrophe kam

© Volker Weihbold

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Ende Mai 2013

Es regnet.

© fotokerschi.at

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Auf der folgenden Karte sehen Sie die Niederschlagsmengen in der Woche von 29. Mai bis 5. Juni 2013 in Liter pro Quadratmeter. Scrollen Sie nach unten, um zu sehen, wo es in Österreich den meisten Niederschlag gab.

Seit Tagen ziehen schwere Unwetter über Österreich, 95 Prozent mehr Regen als im statistischen Mittel werden im Mai 2013 gemessen, 267 Liter pro Quadratmeter sind gefallen.

Die Prognosen sind nicht gut: Es wird noch schlimmer, warnen Meteorologen.

Bis zu 80 Liter pro Quadratmeter werden erwartet. Eine Prognose, die am Wochenende weit übertroffen werden wird. Davon geht man aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht aus.

Auf der Karte sehen Sie die Niederschlagsmengen in der Woche von 29. Mai bis 5. Juni 2013 in Liter pro Quadratmeter. Scrollen Sie nach unten, um zu sehen, wo es in Österreich den meisten Niederschlag gab.

Seit Tagen ziehen schwere Unwetter über Österreich, 95 Prozent mehr Regen als im statistischen Mittel werden im Mai 2013 gemessen, 267 Liter pro Quadratmeter sind gefallen.

Die Prognosen sind nicht gut: Es wird noch schlimmer, warnen Meteorologen.

Bis zu 80 Liter pro Quadratmeter werden erwartet. Eine Prognose, die am Wochenende weit übertroffen werden wird. Davon geht man aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht aus.

In manchen Regionen fällt so viel Regen wie nur alle 40 bis 70 Jahre.

In Bad Ischl fallen innerhalb von drei Tagen 232 Liter Regen - so viel wie sonst in eineinhalb Monaten. In der Woche von 30. Mai bis 5. Juni sind es 272 Liter.

Im Diagramm sehen Sie die monatlichen Niederschlagssummen im Mai bzw. Juni in Bad Ischl im Klimamittel 1991 bis 2020 (blaue Balken) sowie die Niederschlagssumme der Woche von 30. Mai bis 5. Juni 2013 (rot).

Ein ähnliches Bild zeigt sich in Salzburg. 265 Liter sind es hier in der Woche von 30. Mai bis 5. Juni.

Der Höchstwert wird in Vorarlberg gemessen. In Laterns im Bezirk Feldkirch werden von 29. Mai bis 4. Juni 299 Liter Regen registriert.

Chronologie der Ereignisse

© Volker Weihbold

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Hochwasser 2013 in Passau

© Reuters

Hochwasser 2013 in Passau

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Hochwasser 2013 in Passau

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Hochwasser 2013 in Passau

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Passau

Unser Rückblick beginnt in der Grenzstadt Passau (Foto). Anfang Juni 2013 führten sowohl die Donau als auch der Inn Hochwasser. Dass beide Flüsse in Passau aufeinandertreffen, spielte bei der Entwicklung der Flutkatastrophe auch für Österreich eine entscheidende Rolle.

Passau unter Wasser

In der Nacht auf den 2. Juni trat in Passau die Donau über ihre Ufer und überschwemmte Teile der Stadt. Riesige Wassermassen flossen von hier nach Oberösterreich.

Wie es zur Katastrophe kam

Nach einem kühlen und feuchten Mai führten hohe Niederschlagsmengen zu zwei Hochwasserwellen der bayerischen Donau. Eine große Rolle spielte dabei der ebenfalls Hochwasser führende Inn, der in Passau in die Donau mündet. Diese Überlagerung führte dazu, dass am Abend des 3. Juni in Passau ein Donau-Rekordpegel von 12,89 Metern gemessen wurde.

Es war der Höhepunkt einer Entwicklung, welche die Pegelstände auch in Österreich über die Werte von 2002 steigen und die Donau zu einem reißenden Strom werden ließ - mit verheerenden Auswirkungen.

Obere Donaulände in Passau

Die Obere Donaulände in Passau © Reuters

Die Obere Donaulände in Passau © Reuters

Obere Donaulände in Passau am 4. Juni 2013

Am 4. Juni 2013 stand hier alles unter Wasser. © Reuters

Am 4. Juni 2013 stand hier alles unter Wasser. © Reuters

Freitag, 31. Mai 2013

In Oberösterreich ist man aufgrund der angespannten Situation in Bayern und des prognostizierten Starkregens in Alarmbereitschaft. Am Freitag wird in Linz bei einem Pegelstand von 4,80 Metern vorsichtshalber die erste Stufe des mobilen Hochwasserschutzes aufgestellt. Auch an der Donau in Perg (5,20 Meter) werden die ersten mobilen Elemente installiert. Beim Hydrographischen Dienst des Landes geht man davon aus, dass Inn und Donau die Warngrenze von 5,50 Metern am Samstag überschreiten werden.

In den niederösterreichischen Bezirken Amstetten und Melk lösen die anhaltenden Regenfälle erste Hochwassereinsätze der Feuerwehren aus. Flüsse wie Ybbs und Erlauf im Mostviertel steigen stark an.

Mobiler Hochwasserschutz in Linz

In Linz wird am Freitag der mobile Hochwasserschutz aufgestellt. Bis Sonntag wird die Schutzwand um zwei weitere Ausbaustufen erweitert. Das heißt, die Dammbalken werden bis zur Maximalhöhe von 9,90 Metern aufgesetzt. © fotokerschi.at

In Linz wird am Freitag der mobile Hochwasserschutz aufgestellt. Bis Sonntag wird die Schutzwand um zwei weitere Ausbaustufen erweitert. Das heißt, die Dammbalken werden bis zur Maximalhöhe von 9,90 Metern aufgesetzt. © fotokerschi.at

Hochwasserschutz in Grein und Saxen

In Saxen und Grein wird ab Samstag mit tatkräftiger Unterstützung von Feuerwehr, Straßenmeisterei und Landwirten der Hochwasserschutz aufgebaut. © fotokerschi.at

In Saxen und Grein wird ab Samstag mit tatkräftiger Unterstützung von Feuerwehr, Straßenmeisterei und Landwirten der Hochwasserschutz aufgebaut. © fotokerschi.at

Samstag, 1. Juni 2013

Die Stadt Passau bereitet sich auf eine Hochwasserwelle vor. Der Pegel der Donau ist nach dem Dauerregen der vergangenen Tage auf gut 7,60 Meter angestiegen. Normal liegt der Pegel bei rund 4,50 Metern.

Während auch in anderen Teilen Deutschlands Überflutungen die Rettungskräfte in Atem halten, werden in Oberösterreich weitere Vorkehrungen getroffen. So wird am Samstag auch in Mauthausen, Saxen und Schärding der mobile Hochwasserschutz aufgebaut.

In Steyr, der einstigen Hochwasser-Metropole des Landes, ist die Lage noch ruhig. Dennoch werden der Enns- und der Ortskai für den Verkehr gesperrt. Samstagmittag weist die Donau in Linz einen Pegelstand von 5,04 Metern auf, in Mauthausen von 5,38 Metern. Beide Werte liegen noch unter der Warngrenze.

In Niederösterreich haben die Regenfälle in der Nacht aufgehört, dennoch wird Generalalarm für die Feuerwehren entlang der Donau ausgelöst. 102 Feuerwehren sind somit in Alarmbereitschaft. Auch die Errichtung mobiler Hochwasseranlagen läuft auf Hochtouren.

Muren, Hangrutschungen und Überschwemmungen, verursacht durch die starken Regenfälle, halten auch in Vorarlberg die Feuerwehren auf Trab.

Während sich das Wetter am Samstagvormittag kurz beruhigt, setzt am Nachmittag wieder starker Regen ein. In den Abendstunden wird der Beginn einer intensiven Niederschlagsphase erwartet. Der Regen soll die ganze Nacht anhalten. Für weite Teile Österreichs gilt ab der kommenden Nacht eine Hochwasserwarnung.

Sonntag, 2. Juni 2013

Die Vorhersagen erweisen sich als falsch. Die Regenmengen erreichen ein Ausmaß, das man sich nicht vorstellen konnte, sie übertreffen die Marken beim Hochwasser 2002.

Oberösterreichs Feuerwehren sind in der Nacht auf Sonntag im Dauereinsatz. Alleine bis 7 Uhr werden 280 Einsätze registriert. Kleine Bäche, die übergehen, führen vielerorts zu Überflutungen von Straßen und Kellern. Besonders betroffen sind das Salzkammergut, das Innviertel und der Donauraum.

Hochwasser in Ettenau

© Daniel Scharinger

© Daniel Scharinger

In Ettenau bei Ostermiething (Bezirk Braunau) müssen wegen des alarmierenden Wasserstandes der Salzach Hunderte Einwohner evakuiert werden. Auch in Bad Ischl und Ebensee (Bezirk Gmunden), Saxen, Mitterkirchen und Baumgartenberg (Bezirk Perg) werden Bewohner in Sicherheit gebracht. Im Steyrtal ab der Gemeinde Grünburg flussabwärts, in Schwertberg sowie in der Schärdinger Altstadt wird Zivilschutzalarm ausgelöst. Mehrere Autofahrer, die die Sperre der Salzkammergut Straße (B145) und des Weißenbachtals ignorieren, werden von der Feuerwehr Bad Goisern mit Booten gerettet. Gosau, Obertraun und Hallstatt - hier fällt auch der Strom aus - sind von der Außenwelt abgeschnitten.

In Linz wird das Urfahraner Jahrmarktgelände gesperrt, Autobesitzer werden aufgefordert, ihre Fahrzeuge zu entfernen. Am Vormittag schleppt die Feuerwehr jene Autos ab, die das Gelände noch nicht geräumt haben. Gerade noch rechtzeitig bringt die Linzer Polizei 120 Passagiere eines Schweizer Schiffes in Sicherheit. Die Beamten erkannten, dass ein ungehindertes Passieren der Eisenbahnbrücke nicht mehr möglich war.

In Steyr hat man die Bilder vom Hochwasser 2002 vor Augen: Die Flut ist zurück. Der Pegel der Enns schnellt von 3,5 auf sieben Meter, erreicht am Abend schließlich acht Meter. Die Bewohner am Wehrgrabenkanal und am Steyrfluss werden von der Polizei per Durchsage dazu aufgefordert, die Häuser zu verlassen. Notquartiere werden eingerichtet. Sonntag Abend zieht man eine erste Bilanz: So schlimm wie 2002 ist es nicht geworden, der Stadtteil Wehrgraben ist aber ähnlich stark betroffen.

Überflutungen in Steyr

Überflutungen in Steyr © Josef Moser

Überflutungen in Steyr © Josef Moser

Durch den Dauerregen kommt es in der Nacht auf Sonntag in Tirol zu Überschwemmungen, Murenabgängen und Ausuferungen. Mehr als 140 Personen werden aus gefährdeten oder überfluteten Objekten evakuiert. In Vorarlberg ereignen sich bis Sonntagvormittag fast 20 Erdrutsche und etliche lokale Überschwemmungen. Gegen Mittag scheint das Schlimmste bei deutlich nachlassendem Regen jedoch überstanden zu sein.

In den frühen Morgenstunden tritt in Passau die Donau über die Ufer und überschwemmt Teile der Stadt. Der Pegelstand erreicht 8,51 Meter - Tendenz: steigend. Passau ruft den Katastrophenalarm aus.

In Salzburg werden nach einem Murenabgang zwei Menschen vermisst. Zu Mittag überrascht ein Murenabgang in St. Johann im Pongau drei Arbeiter, die gerade mit Aufräumarbeiten beschäftigt sind. Einer der Männer kann nur noch tot geborgen werden. In Niederösterreich rechnet man mittlerweile mit einem 100-jährlichen Hochwasser-Ereignis. Der mobile Hochwasserschutz wird überall auf die Maximalhöhe aufgestockt.

Murenabgang in Taxenbach

Murenabgänge in Taxenbach im Pinzgau forderten zwei Menschenleben. © APA/Jürgen Feichter

Murenabgänge in Taxenbach im Pinzgau forderten zwei Menschenleben. © APA/Jürgen Feichter

Die ÖBB stellen den Fernverkehr an der Westbahnstrecke ein. Hunderte Bahnreisende müssen stundenlang am Salzburger Hauptbahnhof ausharren, weil zahlreiche Zugverbindungen unterbrochen sind.

Während in den westlichen Bundesländern ein wenig Hoffnung auf eine Entspannung der Lage aufkeimt, verlagert sich der Schwerpunkt des Hochwassers im Laufe des Sonntag langsam Richtung Osten Österreichs. In Oberösterreich gilt das Augenmerk der Einsatzkräfte am späten Sonntagnachmittag den großen Flüssen. Während sich die Lage an den kleineren Gewässer zunehmend stabilisiert, sind die Pegel von Donau, Inn, Traun und Salzach nach wie vor steigend.

Montag, 3. Juni 2013

In der Nacht auf Montag spitzt sich die Lage in Bayern noch einmal zu. Mehrere Dämme brechen und an immer mehr Messständen werden neue Höchstwerte erwartet. In Passau wird Montagfrüh an der Donau der Wasserstand von 12,20 Metern überschritten, zu Mittag sind es schon 12,50 Meter und am Abend 12,80 Meter. Seit mehr als 500 Jahren stand das Wasser nicht mehr so hoch in Passau. Mit einem weiteren Anstieg wird gerechnet, da aus dem Oberlauf der Donau und den Zuläufen weitere Wassermassen nach Passau fließen.

In Schärding überflutet der Inn kurz nach Mitternacht die Dammkrone und erreicht in der Früh einen Pegelstand von 9,90 Metern, Tendenz weiter steigend. Rund 210 Häuser werden überflutet, manche bis zum ersten Stock. Mehr als 500 Menschen werden evakuiert, einige bleiben aber auch in den Gebäuden. Sie retten sich in die oberen Stockwerke und werden von Zillen aus versorgt. Immerhin wird in Schärding am Montag der Höhepunkt des Pegelstands erreicht. Kurz nach 21.00 Uhr liegt er bei 10,22 Metern, am Nachmittag waren es noch 10,56 Meter.

Hochwasser 2013 in Schärding

Ein Blick auf Schärding am 3. Juni 2013 © Daniel Scharinger

Ein Blick auf Schärding am 3. Juni 2013 © Daniel Scharinger

Auch im Machland wird es knapp: In Grein (Bezirk Perg) gibt es Evakuierungen, man rechnet damit, dass der Pegelstand 20 Zentimeter unter der Dammkrone bleibt. Der Höchststand soll aber erst in der kommenden Nacht erreicht werden. Der erst kurz zuvor fertiggestellte Machlanddamm steht vor seiner ersten großen Bewährungsprobe.

In Au an der Donau (Bezirk Perg) droht der Damm an der Aist den Wassermassen nicht standzuhalten. Der Feuerwehr gelingt es schließlich, den Dammbruch abzuwehren.

In Linz werden Eisenbahnbrücke und Steyreggerbrücke bei einem Pegelstand von 9,09 Metern vorsorglich gesperrt. Man rechnet mit einem weiteren leichten Anstieg in der Nacht.

Hochwasser in Linz

Im Linzer Museum Lentos werden die ersten Geschosse von Wasser umspült, der Blick aus dem Fenster zeigt graues Donauwasser. Es sind glücklicherweise spezielle U-Boot-Fenster aus Panzerglas, sie halten Stand. © Volker Weihbold

Im Linzer Museum Lentos werden die ersten Geschosse von Wasser umspült, der Blick aus dem Fenster zeigt graues Donauwasser. Es sind glücklicherweise spezielle U-Boot-Fenster aus Panzerglas, sie halten Stand. © Volker Weihbold

Während die Westbahnstrecke zwischen Wien und Salzburg wieder eingeschränkt in Betrieb genommen wird, bleibt der Bahnverkehr zwischen Tirol und Salzburg weiterhin unterbrochen.

Das Hochwasser fordert indes ein zweites Todesopfer. Im Bezirk Feldkirch in Vorarlberg wird ein 58-Jähriger tot aufgefunden. Der Mann dürfte am Heimweg in den Koblacher Kanal gestürzt und ertrunken sein. Vorarlberg sei beim Hochwasser "mit einem blauen Auge davongekommen", sagt Landeshauptmann Markus Wallner. Man habe sehr großes Glück gehabt. Hätten die Niederschläge zwei oder drei Stunden länger angehalten, "so hätte das zu einer Katastrophe geführt." Aufgeatmet wird auch in Tirol und Salzburg. Hier werden nach und nach die Schäden des Hochwassers sichtbar und es wird mit den Aufräumarbeiten begonnen.

Montagmittag führt das Hochwasser zu einer Sperre der Donau für den Schiffsverkehr. Laut Reinhard Vorderwinkler, dem Leiter der obersten Schifffahrtsbehörde, liegen die Pegel auf dem 350 Kilometer langen, österreichischen Abschnitt mehr als 90 Zentimeter über dem höchsten Schifffahrtswasserstand (HSW+90).

In Niederösterreich stehen rund 2.800 Feuerwehrleute und 270 Bundesheersoldaten im Dauereinsatz. Bis Montagabend werden rund 1,2 Millionen Sandsäcke verlegt. Vor allem in der Wachau ist die Lage ernst. Die Höhe der Hochwasserschutzwände beträgt 11,15 Meter - Montagnachmittag steht der Donaupegel bei 10,10 Metern. An der Donau würden die Dämme halten, heißt es vom Landesfeuerwehrkommando.

Fotograf Wolfgang Spitzbart fängt am Abend des 3. Juni in Gmunden die folgenden Bilder ein.

Hochwasser 2013 in Gmunden
Hochwasser 2013 in Gmunden
Hochwasser 2013 in Gmunden
Hochwasser 2013 in Gmunden
Hochwasser 2013 in Gmunden
Hochwasser 2013 in Gmunden
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Hochwasser 2013 in Gmunden
Hochwasser 2013 in Gmunden
Hochwasser 2013 in Gmunden
Hochwasser 2013 in Gmunden
Hochwasser 2013 in Gmunden
Hochwasser 2013 in Gmunden

Dienstag, 4. Juni 2013

Endlich gute Nachrichten aus Passau: Die Donau erreichte am Montagabend ihren Scheitelpunkt bei einem Messwert von 12,89 Metern. Bis Dienstagmorgen fiel der Wasserspiegel um einen halben Meter. Auch im Inn geht das Wasser zurück.

In Oberösterreich verlagert sich das Hochwasser-Geschehen nach und nach in den Mühlviertler Bezirk Urfahr-Umgebung. Das Wasser in Goldwörth, Walding, Feldkirchen und Ottensheim steigt. Rascher und höher als Experten vorausgesagt haben. Bis zum Nachmittag werden im gesamten Bezirk mehr als 110 Personen in Sicherheit gebracht, 22 davon per Hubschrauber. In Gramastetten wird eine 20-jährige Frau vermisst, die zuletzt am Wochenende auf einem Fest gesehen wurde. Wie sich später herausstellt, stürzte sie in die hochwasserführende Große Rodl, ihre Leiche wird erst zwei Wochen später gefunden.

Zittern heißt es weiter in Perg und Grein, wo die Pegelstände weiter steigen. Laut Hydrographischem Dienst werde es eine Frage von Zentimetern, ob der Hochwasserschutz in Grein hält oder nicht.

Während in Linz die Pegelstände nur leicht steigen, sinken sie in Schärding wieder. Hier ist mittlerweile das große Aufräumen angesagt. Insgesamt 540 Personen - 250 Soldaten, 250 Feuerwehrleute und zahlreiche freiwillige Helfer - machen sich an die Arbeit.

Nicht so positiv ist die Lage im Salzkammergut. Zwar sinkt der Pegel des Traunsees, in Ebensee stehen aber noch immer 50 Häuser bis zu eineinhalb Meter unter Wasser. Zwei Ortsteile sind von der Außenwelt abgeschnitten, Straßen wurden weggeschwemmt.

Eine Frage von Zentimetern

In Grein soll der mobile Hochwasserschutz sogar noch bei einem Pegel von 15 Metern schützen. Doch ob er das wirklich tut, dazu fehlen noch jegliche Erfahrungswerte. Am Dienstag kommt die erlösende Nachricht: Der Damm hält, der Wasserstand der Donau geht zurück.

Hoffen und Bangen in Grein

© Bernhard Leitner

© Bernhard Leitner

Mittwoch, 5. Juni 2013

Mit einer positiven Nachricht aus Grein beginnt der Mittwoch: In der Nacht sank der Pegelstand leicht, aber doch merklich auf 14,29 Meter. Auch die Stände in Linz und Mauthausen waren weiter rückläufig. In Schärding erreichte der Pegel beinahe wieder den Normalstand. Während im Innviertel und im Salzkammergut die Aufräumarbeiten im Gang sind, steht entlang der Donau vielerorts das Wasser dafür noch zu hoch. Zahlreiche Siedlungen in den Bezirken Perg, Urfahr-Umgebung und Eferding stehen noch immer unter Wasser.

Unterdessen wird in Krems um einen Damm gekämpft. Das Schutzwerk bei Theiß wurde massiv unterspült. Eine Hundertschaft an Helfern rückt aus, um den 800 Meter langen Damm abzudichten. Immerhin sind in Niederösterreich einige Pegel mittlerweile wieder fallend.

Die Flut im Eferdinger Becken

Die Gemeinde Goldwörth im Bezirk Urfahr-Umgebung im oberen Mühlviertel war von den Fluten besonders betroffen. © Volker Weihbold

Die Gemeinde Goldwörth im Bezirk Urfahr-Umgebung im oberen Mühlviertel war von den Fluten besonders betroffen. © Volker Weihbold

Besonders stark betroffen war das Eferdinger Becken, das von den Wassermassen der Donau überschwemmt wurde.

In dem zum Mühlviertel gehörenden Teil nördlich der Donau liegen die Gemeinden Feldkirchen an der Donau, Goldwörth und Ottensheim. In Feldkirchen stehen mehr als 100 Wohnhäuser und 40 landwirtschaftliche Gebäude unter Wasser. Goldwörth steht bis zu vier Meter unter Wasser und ist vorübergehend über den Landweg nicht erreichbar. Strom-, Wasser- und Telefonnetz sind ausgefallen. In Ottensheim wird der Hochwasserdamm an mehreren Stellen unterspült, Löcher werden gestopft, 400 Sandsäcke aufgeschlichtet und der Damm mit Flussbausteinen und Kies verstärkt. Mehr als 200 Wohnhäuser sind von der Flut betroffen.

In der Gemeinde Pupping im südlich der Donau gelegenen Bezirk Eferding bricht der Damm Greitersee. In den Häusern steht das Wasser bis zu einer Höhe von rund 60 Zentimetern, etwa 80 Prozent der Gemeindefläche werden überflutet. Auch in Alkoven sind zahlreiche Häuser betroffen. Besonders schlimm erwischt es die Ortschaft Gstocket, die über den Straßenweg nicht mehr zu erreichen ist. In Wilhering sind große Teile der Ortschaft Schönering betroffen. Die überflutete B129 Richtung Linz muss für den gesamten Verkehr gesperrt werden.

Über das Eferdinger Becken hinaus sind Aschach auf der rechten Uferseite der Donau und die Gemeinde Walding im Bezirk Urfahr-Umgebung (linke Uferseite) betroffen.

Hochwasser in Aschach

Überschwemmungen in Aschach © Albert Mikovits

Überschwemmungen in Aschach © Albert Mikovits

Wie sich das Wasser ausbreitete

© Volker Weihbold

© Volker Weihbold

Die Simulation beginnt in der Nacht von Donnerstag (30. Mai) auf Freitag. Der Durchfluss in der Donau beträgt zu diesem Zeitpunkt rund 2000 Kubikmeter pro Sekunde.

Aufgrund der massiven Niederschläge am Samstag (1. Juni), treten in der Nacht auf Sonntag Überflutungen am Pesenbach und in den Morgenstunden an der Großen Rodl auf.

Am Sonntag beginnen im östlichen Teil des Eferdinger Beckens die Überflutungen durch die Donau. Die Ausuferungen nach dem Kraftwerk Ottensheim und der Rückstau bei der Engstelle unterhalb von Wilhering führen dazu, dass sich die Wassermassen Richtung Westen ausbreiten.

Im Laufe des Sonntag tritt die Donau auch an den Überströmstrecken über die Ufer, wodurch sich die Fluten nun von mehreren Seiten ausbreiten.

Am Montag (3. Juni) steigt der Durchfluss in der Donau noch weiter an - der Höhepunkt wird erst gegen Mitternacht mit einem Wert von 9300 Kubikmetern pro Sekunde (Pegel Aschach-Agentie) erreicht. Das Eferdinger Becken wird immer mehr überflutet.

In Hagenau (rote Markierung) wird am Dienstag (4. Juni) um 6 Uhr der Höchststand des Wassers erreicht. Etwa zeitgleich erreicht die Donau auch in Linz ihren höchsten Pegelstand.

Goldwörth am 4. Juni 2013 © Volker Weihbold

Goldwörth am 4. Juni 2013 © Volker Weihbold

Zahlen und Fakten zum Hochwasser 2013

Oberösterreichische Feuerwehren im Hochwassereinsatz

87 Prozent

der oberösterreichischen Feuerwehren standen über Tage mit insgesamt etwa 40.000 Mitgliedern im Einsatz.

4600 Helfer vom Roten Kreuz halfen täglich

4880 Mitglieder

der Rettungsdienste im Land waren gefordert, 4600 Helfer vom Roten Kreuz und 280 vom Samariterbund.

Bundesheer-Soldaten leisteten wichtige Unterstützung

1329 Soldaten

des Bundesheeres halfen am Höhepunkt des Einsatzes den oberösterreichischen Landsleuten.

Podcast zum Hochwasser 2013

Podcast

Mit Betroffenen, Experten und Entscheidungsträgen blicken wir in dieser Podcast-Reihe auf das Jahrhunderthochwasser 2013 zurück.

Datenquellen: OÖNachrichten-Archiv, GeoSphere Austria, Hydrographischer Dienst OÖ, APA

Hochwasser-Simulation: Analyse und Modellierung der Überflutungen im Eferdinger Becken (Pöyry Energy GmbH/Land OÖ)